Die Motivationen, weshalb man sich für das Imkern interessiert, sind vielfältig. Sei es, dass man
- den eigenen Honig essen oder
- seinen persönlichen Beitrag zum Umweltschutz in der Region leisten oder
- eine haupt- oder nebenberufliche Einkunft durch Bienenprodukte erzielen oder
- die Blütenbestäubung seines Obst- und Gemüsegartens damit fördern möchte oder
- vom Bienenwesen so fasziniert ist, dass zusehen nicht reicht, sondern Bienenhaltung zum Erlebnis werden soll
- usw.
In jedem Fall sollte dem unbedingt eine gute Vorbereitungsphase vorangegangen sein. Denn „Ich habe ein Buch gelesen! Ich werde jetzt imkern!“ oder "Internetwissen" reichen bei weitem nicht aus! Aus gutem Grund wird man mit einer solchen Vorgehensweise bei den Imker/innen in Umfeld nicht auf Gegenliebe stoßen, denn sie werden die unmittelbaren Betroffenen sein, wenn am Jungimkerstand etwas aus dem Lot gerät. Auch in der Bienenhaltung gilt das Motto: Vorsorge ist besser als Nachsorge.
Bienenhaltung ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Man muss sich mit der Tierhaltung an sich, mit der Tiergesundheit und mit der Gesetzgebung auseinander setzen. Auch muss die Standortfrage, die Verarbeitungsstätte und die Lagerhaltung gut durchdacht werden.
Außerdem ist der familiäre Hintergrund zu berücksichtigen. Sind Ihre Angehörigen mit der Bienenhaltung einverstanden oder stoßen Sie auf Ablehnung? Sind Ihnen Personen mit Bienengiftallergie bekannt und muss deshalb über den Standort noch einmal nachgedacht werden?
Schlussendlich sollten Sie auch Ihr Budget kritisch hinterfragen. Es ist ein "Immenmärchen", wenn man glaubt, dass man anfangs noch nicht so viele Gerätschaften brauchen würde und sich alles so nach und nach kaufen kann. Das stimmt nur bedingt.
Sie werden bereits in Ihrer ersten Saison alles brauchen,
was dafür notwendig ist und möglichst auch noch Leer-Beuten
als Reserve, damit Sie jederzeit handlungsfähig bleiben!
Bis die Bienen sich also ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, verstehen Sie sich wohl besser als Darlehensgeber/in.
Nehmen Sie sich die Zeit für eine gute Vorbereitungsphase.
Zu einer guten Vorbereitung gehören
- die Teilnahme an Schnupperkursen und Fachseminaren,
- die Kontaktaufnahme zu anderen Imkern, z. B. indem Sie die Imkervereine in Ihrer Umgebung besuchen,
- erkundigen Sie sich, ob gerade jemand einen „Tag der offenen Tür“ in seiner Imkerei anbietet,
- halten Sie Ausschau nach einem Imker oder einer Imkerin, wo Sie zusehen oder unter Aufsicht selbst imkern können (Probeimkern)
- und natürlich ist gute Fachliteratur unerlässlich.
- Außerdem ist es sinnvoll, sich schon frühzeitig im Imkerbedarfshandel einen Überblick über das Materialangebot zu verschaffen. Ihre Kaufentscheidung muss lange Zeit für Sie werthaltig bleiben. Gerade diese Recherche erweist sich immer als ganz besonders zeitintensiv. (Siehe hierzu: Die Qual der Wahl)
Eine gute Vorbereitung wird Sie das erste Jahr bereits voll in Anspruch nehmen, insbesondere auch dann, wenn Sie parallel dazu schon zur Probe imkern können. Wenn Sie volltags berufstätig sind, richten Sie sich bitte auf ein straff organisiertes Zeitmanagement ein.
Kleiner Bienenstich:
Das mit dem straff organisierten Zeitmanagement wird im Übrigen dann auch künftig so bleiben, wenn Sie Ihren Wunsch in die Tat umsetzen. Imkerliche Nachlässigkeiten werden prompt quittiert, sei es durch Schwarmtrieb, Krankheit, Futtermangel usw. Ihr Rhythmus wird fortan von den Bienen bestimmt. Das müssen Sie - wie bei jeder Tierhaltung - auch in Ihre Reisepläne mit einbeziehen. Den Hund kann man mitnehmen, für die Katze findet sich vielleicht eine nette Nachbarin und der Hamster kommt zu Oma. Aber Bienen sind und bleiben Wildtiere, dessen müssen Sie sich stets bewusst sein. Ihre Reisezeiten sind also dem Bienenrhythmus anzupassen, denn umgekehrt geht es nicht, oder Sie finden eine/n verlässliche/n Imker/in Ihres Vertrauens, der/die in Ihrem Urlaub regelmäßig Ihren Stand mit betreut. Letzteres sollte jedoch die Ausnahme bleiben und nicht zur Regel werden, denn während der Saison haben sämtliche Imker/innen alle Hände voll zu tun. Bienenhaltung fordert von Ihnen also lediglich familiäre Kompromissbereitschaft und gute Organisation ab, verreisen können Sie auch weiterhin.
Anlaufstellen für eine gute Vorbereitung finden Sie in unserer Rubrik "Schnupperkurse".
Viel Freude beim Studium der Bienen !
Ein Trostpflaster für diejenigen, die sich schlussendlich doch nicht für das Imkern entscheiden (können):
Sie bleiben weiterhin Bieneninteressierte/r. Die Erkenntnisse, die Sie auf Ihrem persönlichen Lehrpfad gewinnen konnten, sind keinesfalls umsonst gewesen. Ihre Eindrücke werden in künftige Gespräche einfließen. Und wenn das Honigregal im Supermarkt noch so verlockend voll steht, Ihre Kaufentscheidung wird sich nicht mehr durch eine zentrale Griffhöhe, ein Sonderangebot oder fortlaufende Fernsehreklame beeinflussen lassen.
Sie haben einen echten Sozialstaat kennen gelernt:
Den Bien.
Die Ehrfurcht und Hochachtung für diese Insekten tragen Sie weiter. Eine bessere Lobby können wir Imker/innen uns für unsere Bienen nicht wünschen. Dafür „Danke“.