Thomas Radetzki & Matthias Eckholdt
Aurelia Stiftung, Berlin und Klett MINT GmbH, Stuttgart, 2020
ISBN-978-3-942406-40-6
Fotos mit freundlicher Genehmigung der Aurelia Stiftung.
Thomas Radetzki
Imkermeister
(Foto: Wolfgang Schmidt)
Der eine widmet sein Leben dem Erhalt und
der wesensgemäßen Haltung von Bienen,
der andere ist ein angesehener Wissenschaftsjournalist.
Zusammen legen die beiden Autoren Thomas Radetzki (u.a. Gründer des Vereins „Mellifera e.V.“) und Matthias Eckholdt mit „Inspiration Biene“ ein Sachbuch vor, das trotz seines Informationsgehalts gerade durch Sinnlichkeit besticht.
Matthias Eckoldt
Wissenschaftsjournalist
(Foto: Kirsten Breustedt)
Sehr greifbar und anschaulich beschreiben sie das Wesen und Leben der Honigbienen - wobei sie beispielsweise erzählen, dass sich die Bienen küssen, wenn sie den Honig untereinander weitergeben. Auch Orientierungsvermögen und Schwänzeltanz werden so plastisch und nachvollziehbar erklärt, dass nicht nur langjährigen ImkerInnen das Herz aufgehen dürfte, wenn sie in das Buch hineinlesen und sicher auch das eine oder andere Neue über ihre Lieblinge erfahren.
Radetzki und Eckholdt wollen in ihrem Buch aber weder eine bestimmte Betriebsweise detailliert erörtern noch Honiggewinnung oder Vermarktung erläutern – dafür gibt es genügend Fachlektüre auf dem Markt - der Wert ihres Buches besteht ganz klar darin, die Relevanz und Faszination der Bienen so zu vermitteln, dass es berührt ohne kitschig zu sein und informiert ohne jemals trocken zu werden. Denn auch die Probleme, mit denen die Bienen gegenwärtig zu kämpfen haben, werden nachvollziehbar dargestellt – seien es die Varroa-Milbe oder die Nachteile der konventionellen Landwirtschaft. Viele Faktoren sorgen dafür, dass die Bienen erkranken und ihre so wichtige Funktion für Ökosystem und Gesellschaft aus dem Gleichgewicht gerät.
Doch die Autoren lassen die erst verliebten und dann besorgten LeserInnen nicht ratlos zurück: sie bieten auch Impulse und Ratschläge für eine Verbesserung der gegenwärtigen Situation, die allerdings auch beinhalten, mache Betriebsweise kritisch zu hinterfragen. Ist es wirklich gut, Schwärme um jeden Preis vermeiden zu wollen? Wäre es nicht vielleicht auch sinnvoll, die Bienen Naturwaben bauen lassen zu dürfen? Und verfügt der Bien über so etwas wie eine eigene Intelligenz?
In Imkervereinen werden diese Fragen sicher zu regen Debatten führen – doch „Inspiration Biene“ muss sich davor nicht fürchten, gelingt es den Autoren doch, das Gesamtpaket „Bienen“ darüber hinaus auch in den großen Kontext zu setzen: zwischen Politik, gesellschaftlichem Diskurs und philosophischen Fragen. Wir können so viel von den Bienen lernen und der inspiratorische Quell dieser Tiere ist schier endlos – am Ende steht der Respekt vor diesen faszinierenden Insekten, genauso wie das Schaffen von Resonanzräumen, ehrlicher Austausch, Reflektion und der Mut, Neues zu wagen, das Alte hinter sich zu lassen und vielleicht neue, nachhaltigere und sanftere Wege zu finden, mit den Bienen, aber auch uns und unserer Umgebung umzugehen. Das sollte doch alle ImkerInnen einen, egal, wie sich ihre praktische Arbeit im Detail unterscheiden mag. „Inspiration Biene“ doziert nicht, sondern ermuntert – der fein abgestimmten Mischung aus Fachwissen und präzisem Schreibstil sei Dank!
14.01.2022
Anna Pröhle, Journalistin